Talk/Presentation – Tribologisches Institut, Wr. Neustadt, 2014
Ich erkenne eine Maschine, weil sie etwas tut, das ich auch schon einmal getan habe. Ich habe mich, seit ich diese Passage schrieb, daran gemacht, das Wackeln mit dem linken Ohr allein zu erlernen. Oswald Wiener, Probleme der Künstlichen Intelligenz
Was sich bei einem unverklärten Blick auf die Welt und den MaschinenRaum zeigt – in der Mensch eng umschlungen mit seiner eigenen Projektion existiert – ist ein sich aufplusternder adaptiver Algorithmus, der – nach Eingabe des korrekten Pin-Codes – Geld auswirft, Wahlergebnisse analysiert, uns den Weg weist, Unterhaltung vorschlägt oder uns rechtzeitig am Morgen weckt. Zuerst werden Entscheidungen suggeriert und in Folge auch noch abgenommen. Der Mensch droht sich in seiner eigenen Projektion gefangen zu nehmen, wenn nicht das Trennende oder die Brücke (Interface) im Bewusstsein erhalten bleibt.
Untersuchen wir das gegenwärtige Zeitalter (digital/Medium) mit Ernst Kapps Idee der “Organprojektion” (1877) oder anhand psychoanalytischer Leitfäden, so entdecken wir in der Weltmaschine eine Projektionsfläche, die durch menschliche Psychologie – in ihren Funktionen – beschreibbar wird. So zeigt die Maschine Empathie, Schmerzempfinden, Neurosen und etwas das einem Bewusstsein täuschend ähnlich ist. Ein sehr weit entwickeltes Tamagotchi, das dann einen Rückgriff auf ein psychoanalytisches Erklärungsmodell erlaubt. Wir bringen unser Übertragungsobjekt (Maschine) dazu menschliches Verhalten algorithmisch zu imitieren, weshalb wir immer öfter mit Maschinen kommunizieren ohne zu bemerken, dass es Algorithmen sind. Durch ein kollektives konformistisches und auch erzwungenes Hinauswerfen der Seele in ein Simulacrum entsteht die bloße Kopie des menschlichen Bewusstseins.
Christian Stefaner-Schmid zeigt ausgewählte Arbeiten der letzten Jahre und erläutert Begriffe, die aus der Annäherung an das Thema entstanden oder in seinen künstlerischen Prozess einflossen, vor allem aber Hintergründe zur aktuellen Arbeit an der “CON-MACHINE“, einer kontemplativen, in sich versunkenen Maschine, die am 26.9.2014 in einer ersten realisierten Version vorgestellt wird.
Christian Stefaner-Schmid Wien, 19.7.2014