DAWN OF THE DEAD (1978)

Erschienen 2008 oder 2009 (Programmzeitschrift OPI Institut – Innsbruck) – Kuration: Christian Stefaner-Schmid
https://leokino.at/index.php?disp=film&fid=F12084

DAWN OF THE DEAD gilt mittlerweile als unumstrittenes zweites Meis­­terwerk nach NIGHT OF THE LIVING DEAD, des nach wie vor unabhängigen amerikanischen Regisseurs George A. Romero (*1946) aus dem Jahre 1978. Romero wollte nicht von sich aus einen weiteren Zombiefilm machen. Erst als Dario Argento 1977 Romero nach Rom holte und ihn mit Arbeitsraum und entsprechenden Utensilien, wie Schreibmaschine, Papier und Zigaretten ausstattete, fing Romero ernsthaft an darüber nachzudenken, eine Zombietrilogie zu schaffen. Argento sicherte sich so nebenbei noch als Co-Produzent die Rechte für den europäischen Schnitt. Das europäische Publikum hat das nicht bereut. Das Filmscore stammt von Goblin, einer italienischen Progrock Band und Argento selbst und ist mittlerweile mindestens so Kult wie der Film selbst. Der für seine Zeit unglaublich explizit brutale Film, in dem das Blut (eh, kein echtes) in Hektolitern fließt und Verstümmelungen praktisch zum Setdesign werden, war bis THE BLAIR WITCH PROJECT (iihhhgitt!) der erfolgreichste Independent Film. Obwohl die Produktionskosten mit 1,5 Mio Dollar angegeben wurden, um sich den Verleihen nicht zu billig zu verkaufen, betrug das tatsächliche Budget eher um die 500.000 Dollar.
Eine Gesellschaft, die sich selbst verschlingt, sich quasi selbst „kon­­sumiert”. 1978, der Vietnamkrieg ist vorbei, die Ölkrise „im Griff”. Disco und Lebensfreude herrschen scheinbar „wieder” vor. Hier kommt aber der Hammer in Form der die Welt mehr und mehr bevölkernden Untoten. Ein Schlag, der sitzt. Wer dachte, die Sechziger und Siebziger wären abgeschlossen, täuscht. DAWN nimmt sich selbst nicht ernst und beharrt darauf ernst genommen zu werden. Die Toten, wie die noch nicht Toten zieht es an den einen Ort, an dem sie sich sicher und versorgt fühlen. Ein riesiges Einkaufszentrum. Die Toten scheinen sich daran zu erinnern, dass sie hier einmal König waren. Quasi das Streben der Toten wie der Lebenden nach der Selbstbestimmung. Peter: „I dont care, lets go shopping first”. Wieviel Paradies bleibt eigentlich übrig, wenn es verteidigt werden muss?
Stephen, Peter, Roger und Francine bringen sich vor dem Chaos der Stadt, die Toten sind schon auf den Beinen und terrorisieren in Massen die Massen mit ihrer nicht vorhandenen Intelligenz, in besagtem Ein­­kaufszentrum in eine vermeintliche Sicherheit. Nachdem die Vier das Einkaufsparadies von den darin herumlungernden Untoten „säubern” sollte einem halbwegs normalen Leben nichts mehr im Weg stehen. Die Sicherheit ist jedoch nur kurzlebig. Irgendwie bekommt die Gruppe ihren Alltag nicht ganz in den Griff. Stephen verspürt Lust sich auf einen Kampf mit einer plündernden Motorradbande einzulassen. Was dann folgt, ist Filmgeschichte und soll hier nicht beschrieben werden.
Nicht nur, dass sich Romero in seinem Film mit der Gesellschaft anlegt, er zerlegt auch wieder einmal die klaren Stereotypen des amerikanischen Films der 60er und 70er und lässt die Vernunft in einer starken Frau und einem Afroamerikaner weiterleben.
Die Kopie, die wir sehen, entspricht der Version, mit der dieser Film die inneren Organe der EuropäerInnen im Sturm erobert hat. Was Tarantino sich für GRINDHOUSE teuer in Special Effects Studios kaufen musste, besorgten hier Zeit und Lagerung, genauer gesagt 30 Jahre. Ein JUB(EL)ILÄUM für hartgesottene RomantikerInnen.
When there’s no more room in hell, the dead will walk the earth.
stefaner-schmid

USA/Italien 1978; Regie: George A. Romero; Buch: George A. Romero; Kamera: Michael Gornick; Musik: The Goblins mit Dario Argento; DarstellerInnen: David Emge (Stephen), Ken Foree (Peter), Scott H. Reiniger (Roger), Gaylen Ross (Francine), Richard France (Dr. Milliard Rausch, Scientist) u.a.; (35mm; 1:2,35; Farbe; 4-Kanal-Magnetton; 126min; DEUTSCH SYNCHRONISIERTE FASSUNG).